Wer seine CDs auf dem Rechner oder Smartphone abspielen möchte, wird sie über kurz oder lang digitalisieren und taggen, also mit Metadaten wie Titel und Interpret versehen. I.d.R. wird beim Abspielen eines Titels auch ein Bild des CD-Covers angezeigt, wenn eines abgespeichert wurde.
Diese Daten werden meist aus den Datenbanken von freedb.org bezogen. Vor allem bei der Suche nach Coverbildern, aber auch nach spezielleren Informationen wie Plattenlabeln oder Katalognummern der Alben landet der Sammler früher oder später bei MusicBrainz oder Discogs. Dort fällt auf, wie viele verschiedene Ausgaben mancher Werke es gibt – nicht nur auf offensichtlich verschiedenen Medien wie CD, Vinyl oder Kassette oder aus mehreren Ländern, sondern auch CD-Varianten, die für den Laien kaum zu unterscheiden sind. Bei der Suche nach einem passenden Coverbild muss man sich dafür i.d.R. aber nicht interessieren.
Wer wie ich aber einmal eine dort bisher nicht gespeicherte CD erfassen oder genau wissen will, welche Ausgabe er besitzt, wird sich auch um die Feinheiten kümmern – ein Sammler sowieso. Man stolpert bei Discogs dann über Begriffe wie Matrix / Runout oder Mould SID Code zur Unterscheidung verschiedener Pressungen, die in der Discogs-Hilfe eher sparsam erklärt werden. Vor allem das eine oder andere Bild hätte mir sehr weitergeholfen. Einen ersten Ansatz lieferte eine dort verlinkte Beschreibung (PDF) der IFPI sowie Wikipedia. Die IFPI, der Weltverband der Phono-Industrie (International Federation of the Phonographic Industry), hat diese Kennungen eingeführt und lässt die Identifizierungscodes durch die Firma Philips an die CD-Hersteller vergeben.
Welche Identifizierungsmerkmale gibt es – und vor allem: Wo sind sie zu finden?
Die Informationen sind auf den inneren Ringen der unbedruckten Datenseite der CD untergebracht, also im Zentrum rund um das Mittelloch. Die meisten Informationen sind leicht mit bloßem Auge zu erkennen, nach anderen muss man mit der Lupe suchen und findet sie selbst dann manchmal nur, wenn man die CD im richtigen Winkel schräg ins Licht hält.
Am Beispiel der CD „Twenty Four Seven“ von Tina Turner will ich etwas ausführlicher zeigen, um welche Informationen es geht – bei dieser CD wird auch deutlich, wie schwierig manche Angaben zu finden sind. Zur Verdeutlichung der Schriftgrößen: der orangefarbene Ring hat eine Breite von ca. 6 mm.

Um folgende Informationen geht es:
- Angaben zur Katalognummer und zum Plattenlabel (hellblau markiert)
- im gleichen Ring befindet sich evtl. ein Ländercode oder ein geprägter Text wie „MADE IN UK BY PMDC“ (rot)
- die IFPI-Kennung für den Hersteller des Glas-Masters – der Mastering SID Code (grün)
- ein weiterer geprägter IFPI-Code, der das Presswerk identifiziert (der Mould SID Code) (dunkelblau)
Bei Discogs sind zusätzlich zum Barcode und anderen gedruckten Angaben folgende Daten zu dieser CD gespeichert, die sich in Variante 2 fast genauso auf meiner CD wiederfinden:
Matrix / Runout (Variant 1): EMI UDEN 5231802 @ 1 Matrix / Runout (Variant 2): EMI UDEN 5231802 @ 1 1-1-17-NL Mastering SID Code (Variant 1 & 2): IFPI L047 Mould SID Code (Variant 1): IFPI 15d7 Mould SID Code (Variant 2): IFPI 15BB
Katalognummer und Label
Diese Angaben befinden sich in dem Ring neben dem Datenbereich der CD. Bei Discogs wird dieser Ring als Matrix / Runout bezeichnet. Der Begriff run out area stammt von den Schallplatten und bezeichnet den glatten, also nicht abspielbaren, Bereich zwischen Ende der Plattenrille und dem Etikett. Matrix bezieht sich darauf, dass Schallplatten zwischen sog. Matrizen gepresst wurden. (In der englischsprachigen Wikipedia findet sich ein Bild der Matrizennummer einer Schallplatte.)
Auf dem Scan erkennt man das Plattenlabel EMI, uDEN bezeichnet das EMI-Werk in Uden/Niederlande und 5231802 ist die Katalog- oder Bestellnummer (bzw. ein Teil davon; die komplette, auf dem Rücken der CD-Hülle gedruckte Nummer dieser CD-Ausgabe lautet 7243 523180 2 5 und ist identisch mit dem Barcode). Unterschiedliche Ausgaben einer CD können unterschiedliche Katalognummern haben.

Weitere Zeichen oder Zahlen sind möglich (hier @ 1, z.B. zur Unterscheidung verschiedener Glas-Master), manchmal sind auch ein oder mehrere Abbildungen des Label-Logos zu finden, wie rechts zu sehen ist (CD „A Wasteland Companion“ von M. Ward; mehr Details durch Anklicken des Bildes). Das Plattenlabel ist nicht immer angegeben, aber eine Katalognummer ist eigentlich immer vorhanden.
Ländercode

Der Ländercode ist im Scan der CD nicht so gut zu erkennen. Vergrößert und mit verstärktem Kontrast sieht man, dass die CD in den Niederlanden (NL) hergestellt wurde. Eine Länderkennung findet man nicht auf jeder CD.
Mastering SID Code

Die IFPI-Kennung benennt die Anlage, auf der der Glas-Master hergestellt wurde, also die Kopiervorlage der CD. Sie wird als Mastering SID Code (source identification code) oder auch als LBR-Code (laser beam recorder) bezeichnet. Dieser Code beginnt immer mit den Buchstaben „IFPI“, nach einem Leerzeichen folgt ein vier- oder fünfstelliger alphanumerischer Code (beginnend mit dem Buchstaben „L“), der Werk und Maschine identifiziert.
Nicht immer ist der Code so gut zu erkennen wie auf dieser CD. Manchmal ist er z.B. in sehr kleiner Schrift oberhalb der Katalognummer gedruckt, evtl. auch weit nach rechts oder links versetzt.
Mould SID Code (Prägecode)

Der Mould SID Code ist ein geprägter oder gravierter Code im innersten Ringbereich der CD. Er besteht wieder aus den Buchstaben IFPI (i.d.R. in Großbuchstaben) gefolgt von 4 oder 5 alphanumerischen Zeichen. Die ersten 2 oder 3 Zeichen identifizieren den Hersteller bzw. das Presswerk, die letzten beiden sind eine von diesem vergebene Seriennummer seiner Maschinen. Die Buchstaben I, O, Q und S werden nicht verwendet, um Verwechselungen mit den Ziffern 1, 0 und 5 zu vermeiden. Die Schrift ist sehr klein (ca. 1 mm, die Spezifikation nennt zwischen 0,5 und 1 mm Zeichenhöhe) und auf dieser CD bei direkter Aufsicht oder im Scan nicht zu erkennen.
Wenn man weiß, dass man nach so etwas sucht, kann man beim Schräghalten der CD ins Licht erkennen, dass sich etwas sehr fein Eingraviertes im äußeren Bereich des inneren Rings befindet. Das IFPI-Logo – in kursiven Kleinbuchstaben mit einem Bogen darüber – wirkt dabei wegen der vielen Ansetzpunkte des Gravurwerkzeugs wie ein Loch in der Farbe, bei näherem Ansehen fast wie eine Krone. Die Schrift ist nur mit sehr guten Augen, einer Lupe oder der Makro-Funktion der Kamera zu erkennen.

Sind die CDs im inneren Ring nicht bedruckt, kann man den Prägecode manchmal leichter im Gegenlicht entdecken.
Auf älteren CDs findet sich dieser Code nicht, ist aber auf den meisten aktuellen CDs vorhanden. Die SID-Codes wurden 1994 eingeführt, u.a. um das illegale Kopieren von CDs zu erschweren und Originale leichter von Kopien unterscheiden zu können.
Noch ein Beispiel

Anhand der Soundtrack-CD zum Film Braveheart sieht man, dass die Positionen der Merkmale zwischen verschiedenen CDs deutlich variieren.

Der Mastering SID Code IFPI L132 (grün) ist oberhalb der Katalognummer zu finden, auch auf dieser CD in relativ großer, gut lesbarer Schrift. Neben der Katalognummer 448 295-2 (hellblau) gibt es keine Angaben zum Plattenlabel. Dafür benennt die Prägung MADE IN UK BY PMDC (großes dunkelblaues Rechteck) Land und Hersteller (PMDC; PolyGram Manufacturing & Distribution Center in Großbritannien; aktiv von 1996 bis 1999). Der hier geprägte (nicht gravierte) Mould SID Code IFPI 0400 (kleines dunkelblaues Rechteck) ist leichter zu erkennen als auf der oberen CD, da die Schrift größer und der innere Ring der CD nicht von der anderen Seite bedruckt ist.
Ähnlich sieht es auf einer DVD aus

Im run out-Bereich finden sich die Katalognummer 1997-816 (blau markiert), die auch im Barcode 4 012019 978160 enthalten ist, davor die Angabe DVD9 für das DVD-Format, außerdem Angaben zum Hersteller (grün), u.a. zweimal das Logo der Firma GZ Digital Media. Deutlich kleiner gedruckt sind auf dieser DVD die beiden einander gegenüber liegenden Angaben des Mastering SID Codes IFPI LD12 (rot und gelb gekennzeichnet).

Der geprägte Mould SID Code befindet sich hier sehr weit innen, direkt am Rand des von der anderen Seite bedruckten Bereichs, und ist erst bei genauem Suchen in schräg einfallendem Licht oder bei starker Vergrößerung des Scans als IFPI 5J43 erkennbar (hellblau).
Ein Ländercode ist auf dieser DVD nicht zu finden. Per Internet-Suche erfährt man aber, dass der Hersteller GZ Digital Media in Tschechien sitzt (und nicht nur optische Medien produziert, sondern der weltgrößte Hersteller von Schallplatten ist).
(Die DVD ist übrigens eine Ausgabe von „Natural Born Killers“ – falls sich das jemand fragt.)
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